Gleich vorweg einige Fragen an dich: Hast du es schon mal erlebt? Hast du bereits einmal eine Krise überwunden oder einen Schicksalsschlag erlebt? Wie ging es dir nachher? Warst du fix und fertig und hast es grad mal überstanden? Hast du in der Zeit nachher nur noch mehr funktioniert? Vielleicht funktionierst du immer noch einfach so? Und du steckst noch mitten in der Krise, die dich jeden Tag herausfordert? Oder die Krise ist bereits Vergangenheit, aber du ertappst dich immer wieder das Gefühl zu haben, als stecktest du noch mitten drin? Hast du das Gefühl, dass sich die Gedanken rund um das Erlebte nicht stoppen lassen? Du befindest dich immer wieder in einer Gedankenschleife, es ist schwierig positive Gedanken zu fassen? Deine Gefühle passen sich den immer wieder negativen, bedrückenden Gedanken an und du fühlst dich entsprechend schlecht? Schöne Gefühle kommen in deinem Leben kaum vor?
Na dann…. Willkommen im Club! Kennen wir doch fast alle, oder? Sagen wir mal so: manche etwas mehr, manche etwas weniger.
Ich befand mich genau in dieser Situation. Ich habe fünf Schicksalsschläge „überlebt“, die mich in der Summe zu dem machten was ich heute bin. Ich fühle mich heute stark, gerüstet, voller Energie und Freude am Leben. Zwischenzeitlich ging es mir jedoch schlecht. Ich spürte nur mehr wenig Freude und hatte überhaupt das Gefühl, meine Emotionen nicht mehr wahrzunehmen. Die Erlebnisse in meinem Leben, alles Verlusterlebnisse, nahmen mir meine Lebensziele und schafften es, dass ich eigentlich über Jahre nur noch funktionierte.
Was ist mir passiert? Ich möchte in diesem Blogbeitrag in zusammenfassender Weise meine Schicksalsschläge erzählen. Es liegt mir fern, damit Mitleid zu erwecken. Viel mehr möchte ich dich in meine Vergangenheit mitnehmen und darauf folgend auch dahin, wie ich es schaffte, daraus ein schönes, lebenswertes Leben aufzubauen, das es so nicht geben würde, wenn ich nicht die Erfahrungen gemacht hätte.
Zwei Söhne in unseren Herzen
An alle, die mich kennen, oder auch nicht: wir haben zwei Töchter… jedoch im Herzen begleiten mich auch unsere zwei Söhne. Unser erster Sohn wurde in fortgeschrittener Schwangerschaftswoche tot geboren. Er wurde mir zur Verabschiedung auf die Brust gelegt; leider habe ich kein Bild in meinem Gedächtnis davon, weil genau zu jenem Zeitpunkt die Tränen meine Sicht verschleierten. Unser zweiter Sohn wurde, zwei Jahre später, ebenso zu früh geboren und blieb acht Tage bei uns. Am achten Tag starb er im Arm meines Mannes an einer Gehirnblutung. Ich hielt grad sein Händchen, das sich immer kühler anfühlte. Die Zeit danach gestaltete sich schwierig. Die Wochen und Monate waren voller Sorgen, Gedanken und Gefühle. Diese mussten irgendwie überwunden werden… sie nach außen zu tragen war eher unangepasst, schließlich hatten nur mein Mann und ich einen Bezug zu unseren verlorenen Söhnen. Also bot es sich an, die Gedanken, Emotionen und Sorgen unter uns und in uns auszutragen. So geschah es auch… die Gedanken und Gefühle wurden tief nach unten geschoben. Schließlich ging es ja weiter… das LEBEN.
Im Funktionier-Modus ließ es sich gut weiterleben. Gedanken und Gefühle stabilisierten sich allmählich. In den darauffolgenden Jahren hatten wir das Glück, mit medizinischer Unterstützung, zwei gesunde Töchter zur Welt zu bringen.
Meine Eltern in meinem Herz
Einige Jahre später wurde bei meinem Vater Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert. Er wurde operiert und kurzzeitig für gesund erklärt. Just zum Zeitpunkt, als der Krebs wieder aufflammte, bekam meine Mutter, aus heiterem Himmel, dieselbe Diagnose gestellt. Wir alle, inklusive Ärzte, verstanden die Welt nicht mehr. Es blieb wohl oder übel nichts anderes übrig, als die Fragen bezüglich Ungerechtigkeiten auf die Seite zu schieben und den zweifachen Kampf aufzunehmen. Es folgte ein sehr intensives Jahr, in welchem beide Elternteile verschiedene Therapien absolvierten… eine Untersuchung nach der anderen… der eine schlechte Befund nach dem anderen. Die ganze Situation war, trotz der Hoffnung bis zum letzten Tag, für beide recht aussichtslos. Mein Vater starb an einem Tag, an welchem meine Mutter zu ihrer Chemotherapie ins Krankenhaus musste. Sie sammelte, nach dem Tod unseres Vaters, erst recht alle Kraft um bei uns zu bleiben… sie starb fast genau ein Jahr nach unserem Vater. Meine Brüder und ich pflegten sie bis zu ihrem Tod.
Schicksschlag 3 und 4 … forderten seeehr viel Kraft und Stärke. Gefühle, Gedanken, Sorgen… waren begleitend dabei. Es ging jedoch schlussendlich wiederum darum, weiter zu machen… mit LEBEN.
Meine Krankheit zeigt mir den WEG
Vor drei Jahren bekam ich selber auch noch eine Diagnose, die wie ein Blitz vom Himmel einschlug. Diese, zum Glück nicht lebensbedrohliche Diagnose, war fast wie eine Erlösung für mich, weil ich erkannte, dass ich mein Leben wieder in die Hand nehmen musste. In den Jahren vorher ließ ich mich vom Leben treiben und nahm an was kam. Nun wurde mir klar: JETZT muss sich was ändern… ich muss das LEBEN wieder LEBEN.
Im Laufe der letzten Jahre erkannte ich, dass jede Krise, jede Krankheit und jeder Schicksalsschlag die Chance bietet, sich weiter zu entwickeln und die eigene innere Stärke zu entdecken. Ich ging auf die Suche danach, was mir im Leben wichtig war und lernte wieder mehr, auf meinen Körper zu hören und Dinge zu tun, die sich gut anfühlten. Der Funktionier-Modus wurde ausgetauscht mit dem Voll-Leben-Modus. Ich setzte mir neue Ziele und fing an, das Leben wieder mehr zu genießen. Und tatsächlich: es klappte.
Wie wäre es, wenn auch du die Chance beim Schopf packen würdest und aus dem Funktionieren oder auch dem Gedankenkarussell ausbrechen könntest? Jede Krise kann und soll als Chance genutzt werden. LEBE dein LEBEN und werde die beste Version davon.
Ich hoffe, dass dich meine Geschichte etwas inspiriert, damit du grad nach schwierigen Lebensphasen wieder die Kraft und innere Stärke bekommst. Denn eines ist klar: Positive Veränderungen aus eigener Kraft sind möglich.